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Das Gottesurteil

Um ein wenig Interesse für mein Werk zu wecken, habe ich mich entschieden, eine Kurzgeschichte als Leseprobe online zu stellen. Es handelt sich um historische Phantastik:






Das Gottesurteil

 

 Im Namen der einen und ungeteilten Dreifaltigkeit! Was ich nun erzählen werde, ist die reine Wahrheit uns nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe! Es nahm seinen Anfang am Abend vor Johannes Empfängnis im Jahre 1453. Es geschah in der Stadt zu Werden an der Ruhr, welche daselbst beherrscht wird von dem gütigsten aller Äbte. Ich aber bin sein untertänigster Diener, der Mönch und Bibliothekar Innozenz.

 Ursprünglicher Grund der Angelegenheit nun war eine Beschwörung des Teufels durch den Werdener Bürger Friedrich Wetter. Dieser bestritt seine Tat auf das Schärfste und auch nach peinlichster Befragung war er zu einem Eingeständnis seiner Schuld nicht bereit.

 Zum Schluß wußte man sich nicht anders zu helfen, als ein Gottesurteil zu fordern. Es war mein Bruder Walter, ein alter und weiser Mann, der den Vorschlag machte. Das Kapitel befand ihn ebenso für gut wie der Angeklagte und so wurde in allen Landen nach Kämpen gesucht.

 Innerhalb weniger Wochen fanden sich zwei solcher Männer. Für die Klage stritt Herr Otto von Steinfurt. Er war kein Verwandter der dortigen Grafenlinie, stand dieser jedoch in Adel des Geistes kaum nach. Für Herrn Friedrich stritt Herr Dietrich Terbruggen aus Langenberg, ein finsterer Mensch von üblem Leumund. Man sagt, seine Vorfahren hätten bereits dem Grafen vom Isenberg und dem Raubritter von Strünkede gedient. Jedoch hatte unser mächtiger Vogt, der Herr Gerhard zur Mark, sein Wort für ich eingelegt. Jedem Christenmenschen muß nun klar sein, was das bedeutete. Herr Gerhard war ein schlechter Mann, der gegen seinen eigenen Bruder gekämpft hatte. Hierdurch verging er sich nicht nur gegen die Worte der Schrift, sondern auch gegen die der Menschen. Nur durch eine unglückliche Fügung des Schicksals gerieten wir unter seine Aufsicht, die doch von Alters her eigentlich dem ehrwürdigen Abt von Siegburg und damit dem allerhöchsten Bischof von Köln zugestanden hätte.

 Die Entscheidung nun war angesetzt auf den Tag nach Lamberti. Der Ort war der Marktplatz von Werden, vor den Toren des alten und ehrwürdigen Klosters. Das Wetter war eher gut, ein bißchen windig vielleicht. Zerrissene Wolkenfetzen wehten über den Himmel.

 Es war reichlich Volk an dem Ort. Mehrere hundert Menschen sahen solcherart zu, als die beiden Gegner die abgesteckte Fläche betraten. Ein Bruder von mir namens Fredegard sprach ein Gebet und rief den Herrn an, um ihr Vorhaben zu segnen.

 „Herr, allmächtiger Gott“, sagte er. „Laß diese Diener dein die Wahrheit finden. Laß ihn, der für dich und für die ewigen Dinge kämpft, siegen! Und laß ihn, der geblendet ist von der Falschheit des Satans, scheitern und verlieren das Leben, auf das es der Welt ein Mahnmal seie. Denn nichts ist, was du nicht willst, und keiner wird siegen, es sei denn durch dich und mit dir und durch die Wahrheit, die durch ihn von dir kündet! So vertrauen wir auf deine Weisheit in diesem Kampf, oh ewiger und allwissender Gott.“

 Der Text dieser Rede fand sich nirgendwo geschrieben. Mein Bruder Fredegard sagte mir später, daß der heilige Geist über ihn gekommen sein mußte, um ihm die Worte einzuflüstern. Es war aber im Ort zu Werden kein kanonischer Text zu diesem Anlaß vorgeschrieben, und so begnügte sich das Volk allenthalben mit dem, was gesprochen wurde.

 Dann begann der Kampf, der beiderseits mit langen Schwertern und bloß jeder Rüstung ausgetragen wurde. Otto von Steinfurt stürmte vor, denn er war sich des Rechts gewiß, das ihn zu  Siege führen würde. Dietrich Terbruggen erwartete ihn mit verschränktem Ort. Die Schwerter schleiften einen Augenblick aneinander entlang, dann sprang Herr Terbruggen zurück und erwartete seinen Gegner wieder mir gerader Klinge.

 Herr Otto tippte vorsichtig gegen die Waffe seines Gegners, um eine Schwachstelle zu finden. Herr Dietrich ging in die Bindung. Beide begannen, zu winden und zu drücken. Sie suchten einen Schwachpunkt in der Haltung des Gegners.

 Dann schlug Herr Otto das Schwert des Verteidigers mit Kraft zur Seite, behielt aber zugleich den Abstand bei. Der war überrascht, stürmte dann aber seinerseits vor. Darauf hatte Herr Otto gewartet. Er hielt sein Schwert ausgestreckt, während er einen Schritt zurück machte.

 Doch Herr Dietrich ließ nicht nach. Anstatt der gerade ausgestreckten Klinge auszuweichen, stieß er sie leicht zur Seite weg und griff dann mit der Linken in ihre Schwäche. Er wird sich dabei die Hand verletzt haben, doch das Ganze brachte ihn in eine gute Position. Er stand mit annähernd halbem Schwert vor seinem Gegner, der nun zurücktaumelte.

 Herr Otto ließ sein Schwert los und fiel rückwärts auf die Knie. Inständig bat er um sein Leben.

 Dann geschah das Wunder. Herrn Dietrichs rechte Hand bewegte sich scheinbar gegen seinen Willen. Er versuchte noch, sie mit seiner linken aufzuhalten. Ich sah es genau. Doch unweigerlich wendete sich sein Schwert und die Klingenspitze deutete auf seine Brust. In seiner Not rief er den Herrn an und bat ihn um Schonung seines Lebens. Doch dieser war bereits vorher um etwas Anderes gebeten worden.

 Es half alles nichts. Der ansonsten besiegte Herr Otto und das Volk vor Ort wurden Zeugen des Vorganges. Die Klinge senkte sich in Herrn Dietrichs Brust, geführt von der eigenen Hand. Und wir Alle sahen, daß es ohne sein Zutun und gegen seinen Willen geschah. Dann war es vorbei. Blut sprudelte aus Herrn Dietrichs Mund und er brach zusammen. Ihm wurde ein christliches Begräbnis zuteil.

 Der angeklagte Bürger Friedrich Wetter aber war für schuldig befunden worden. Er wurde am nächsten Tage an gleichem Orte bei lebendigem Leibe verbrannt. Er hatte mit dem Teufel paktiert, so, wie Gott, der Herr, es uns bewiesen hatte.

 Möge ich die Unwahrheit sagen, so soll meine Seele in der Hölle schmoren. Zeugen dieses Vorganges waren mein Abt, der Herr von Padberg und der Herr von Schellenberg. Sie alle haben zur Bekräftigung ihre Siegel an diese Urkunde gehangen. Denn so ist es geschehen. In Nomini Jesu Christi, Amen.


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